Oktober 2010
Und dann kommt alles anders als man denkt...
Einige unter euch wissen es schon: Wir machten eine ungeplante Reise
nach Südafrika. In der Nacht vom 12. auf den 13. Oktober wurde Ueli
vorsichtshalber mit einer Rettungsmaschine nach Joannesburg evakuiert.
Der Grund: eine Malaria. Nachdem er bereits 10 Tage krank war, verschlechterte
sich sein Zustand von einem Tag auf den andern drastisch. Am 12. Oktober
war dann auch plötzlich der Malariatest positiv, nachdem er zuvor
zwei Mal negativ angezeigt hatte. Im St. Lukes Hospital in Mpanshya wurde
nun sofort mit einer Chinin-Therapie begonnen. Der Entscheid, Ueli trotzdem
in ein Spital nach Südafrika zu bringen fiel Nachmittags um 4 Uhr.
Über die Rega wurde die Rettungs Crew in SA mobilisiert. Bis wir
uns mit der Ambulanz auf den Weg nach Lusaka machten vergingen aber noch
lange (!) 7 Stunden. Nachts um 02:00h kamen wir auf dem Flughafen in Lusaka
an. Leider zeigte sich auch in diesem Moment die sambische Bürokratie
von ihrer schlechtesten Seite! Die erste Frage welche mir dort gestellt
wurde war: "wer von euch fliegt?" und auf meine Anwort hin bekam
ich zu hören:"das kostet 260'000 Kwacha Flughafen Taxe!"
Da musste ich einfach kurz aber heftig in gutem Schweizerdeutsch ausrufen!!!
Nach diesem bürokratischen Hürdenlauf durften wir dann aber
passieren und auf dem Rollfeld kam soeben der kleine Flieger aus SA zum
Stehen. Nun ging alles sehr schnell: Ueli wurde von einem Arzt durchgecheckt,
während eine Pflegefachfrau EKG und Labor machte. Dann wurde er in
die Rettungsmaschine verfrachtet und schon waren wir auf dem Weg nach
Johannesburg.
Zwei Tage lag Ueli auf der Acute care unit und wurde bestens überwacht
und versorgt. Sein Zustand verbesserte sich zusehends und er konnte am
dritten Tag auf die Abteilung verlegt werden. Ich wohnte während
dieser Zeit in einem nahe gelegenen Gästehaus und wurde ebenfalls
sehr fürsorglich betreut. Shamima und Neeland, meine Gastgeber, brachten
mich morgens und abends per Auto ins Spital, fuhren mich zum Einkaufen
und halfen mir wo immer ich Hilfe brauchte. So konnte ich mich in diesen
paar Tagen gut von der Anstrengung erholen und wieder neue Energie tanken.
Am Sonntag, dem 18.Oktober brachte uns dann ein ganz normaler Linienflug
der Zambesi Air wieder zurück nach Lusaka und am Montag gings gleich
weiter nach Mpanshya, Hier wurden wir sehr herzlich willkommen geheissen.
Wir bekamen den Eindruck, dass ganz Mpanshya über unsere unverhoffte
Reise informiert war. Auf jeden Fall wurde ich auf meinem Weg über
den Marktplatz ins Spital immer wieder gefragt wie es Ueli ginge. Einige
kamen natürlich auch gleich zu Besuch um mit eigenen Augen zu sehen
wie es um den Patienten stand. Ja, die Anteilnahme der Leute war gross
und hat uns tief beeindruckt!
Uns hat dieser Zwischenfall aber einmal mehr gezeigt, dass wir, obwohl
in Sambia lebend, in einer ganz anderen Welt zu Hause sind als unsere
sambischen Bekannten. Keiner von ihnen hätte sich in der gleichen
Situation diese Behandlung leisten können. Sie wären nicht nach
SA ausgeflogen worden, sondern hätten sich mit der Therapie abfinden
müssen, welche hier vor Ort erhältlich ist. Vielleicht hätte
diese ausgereicht, - vielleicht nicht?! In solchen Notsituationen wird
der Unterschied zwischen IHNEN und UNS überdeutlich! Wir haben Wahlmöglichkeiten
- sie nicht!
Trotzdem: Wir suchen weiterhin den Weg des Miteinander und der Verständigung,
der Akzeptanz und Toleranz. Manchmal gelingt es uns besser, manchmal weniger
gut. - Immer aber im Bewusstsein, dass wir in einer anderen, in einer
privilegierten Lage sind.
Bis bald wieder auf dieser Seite! Judith & Ueli
p.s. Neue Infos zu unserer Arbeit findet ihr im Rundbrief
Nr.6
Ältere Einträge findet ihr im Archiv.
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