•• judith und ueli in mpanshya ••

 

 

 

 

 

 

 

 

Mai 2012 Das Leben nimmt seinen Lauf ...

Nicht immer ist an den Wochenenden soviel los wie vor zwei Wochen. Am Donnerstag wurde offiziell bekannt, dass die 72 jährige Mutter des Chiefs (unseres traditionellen Oberhauptes) gestorben sei. Uns war schon klar, dass damit eine sehr wichtige Person von uns gegangen war. Aber als wir dann den Hinweis erhielten, dass alle die am folgenden Tag des Begräbnisses arbeiteten mit einer harten Strafe rechnen müssen, da waren wir dann doch etwas überrascht.

Wir haben also den Workshop geschlossen und uns (alle Mitarbeiter) aufgemacht um an diesem speziellen Ereignis teilzunehmen. Zuerst hiess es um 14.00 sollten alle wichtigen Leute aus der Umgebung am Grabplatz eintreffen. Als wir dort ankamen wurde gesagt, dass nun doch noch ein Abdankungsgottesdienst in der katholischen Kirche, nahe dem Chiefs Compound stattfinde. Auf dem Weg dorthin kam uns dann die Wagenkolonne mit dem Sarg entgegen. Nun hiess es wieder wenden und gemeinsam fuhren wir weit in den Busch, zum Grabplatz wo nur die Chiefs Mütter begraben werden.

So viel Volk habe ich selten an einem Begräbnis gesehen. Die Zeremonie war einfach und zu unserem Erstaunen mit mehr christlichen als traditionellen Anteilen. Singen, Beten und Lebenslauf verlesen gehörten genau so dazu wie Blumen zum Grab bringen. Speziell waren dann doch die Schüsse aus einem alten Vorderlader und das laute Geschrei und Lachen der Cousinen aus dem "anderen" Tribe. Zwei Enkeltöchter wurden sogar von diesen Frauen weggeführt, weil sie zu laut weinten.

Trotz der Trauer war die Stimmung durch eben diese Cousinen locker und recht ausgelassen. Traditionell gehört dazu, dass diese (die nicht zum betroffenen Stamm dazugehörenden) sich einen Spass daraus machen die Trauergäste auf die Schippe zu nehmen. So hat eine ganze Gruppe Frauen einen "Wegzoll" erhoben für alle "Soli" die zum Grabplatz gehen wollten. So gab es viel Gesprächsstoff und Spass während den unvermeidlichen Wartezeiten.

 

...und am Sonntag war gleich das nächste "Häppening"

The handsome guests    

Ganze 3 1/2 Stunden verbrachten wir auf harten Kirchenbänken und folgten der Zeremonie von 12 Taufen und einer kirchlichen Trauung. Die Trauung von Martha und Asten (unser Mitarbeiter in der Metallwerkstatt) und die Taufe ihrer 3 Kinder nahm einen grossen Teil dieser Messe ein. Nach der üblichen Verspätung von einer halben Stunde ging der Gottesdienst mit dem kräftigen Gesang des Kirchenchors los. Vorher musste das Brautpaar und die Trauzeugen noch die rechtlich anerkannte Urkunde unterschreiben. Nach der normalen sonntäglichen Liturgie mit Textlesungen, Gebeten und Predigt kamen zuerst die Taufen an die Reihe. Jedes Kind bekam zusätzlich zu den traditionellen Namen noch einen christlichen Namen. Nach der Taufe mit viel Wasser aus einem Waschkrug wurden alle Kinder mit einem weissen Kleidungsstück eingekleidet und nach dem Taufversprechen von Eltern und Paten mit dem Segen der Kirche entlassen.

Die Trauung mit dem nachgesprochenen Ehegelübte und den steifen Ritualen wie Abendmahl und Segnung erinnerten eher an eine todernste Angelegenheit denn an ein freudiges Ereignis. Die Haltung des Ehepaares war auch bei den nachfolgenden Glückwünschen durch die ganze Gemeinde steif und nur mit wenig emotionaler Regung. Dafür war der Gesang und das Tanzen der Gemeindeglieder um so fröhlicher und lauter!

 

 

langsam kommt Stimmung auf

Nach dem langen sitzen ging es dann zum Gehöft der Grossmutter von Asten, wo Geschenke und gute Ratschläge überbracht wurden. Die ganze Festgemeinde wurde reichlich verköstigt und auch wir genossen ein feines traditionelles, spätes Mittagessen mit Huhn, Nshima (Meisbrei) und Krautgemüse. Unser Sitzleder war dann genug strapaziert, so dass wir den zweiten Besuch bei den Eltern von Martha nur noch mit dem überführen unsers Geschenkes abschliessen konnten und vor Sonnenuntergang nach Hause gingen.

Für und war das Verhalten von Martha und Asten ein Rätsel: Wieso waren die Braut und der Bräutigam die ganze Zeit so ernst und unnahbar und ohne emotionale Reaktionen? Erst am andern Tag erfuhr ich es von Asten: Dies ist Ausdruck von Respekt und Ehrerbietung gegenüber Priester, Gemeinde, Eltern und allen Gästen. Zum Glück kam aber bald danach das schalkhafte Lächeln wieder auf Astens Gesicht zurück.

 

 

Gespannt warten wir auf die Einladung zum nächsten Fest.

Bis bald wieder auf dieser Seite. Judith & Ueli

 

 

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